Wohin denn ich? Berufsmesse für Deutschlernende in Chengdu
Beim DAAD JobLab im April hatten Schülerinnen und Schüler sowie Studierende aus Chengdu die Gelegenheit, herauszufinden, wo und wie sie mit Deutschkenntnissen eine berufliche Karriere beginnen können. An drei Samstagen konnten die insgesamt rund 150 Besucher im Restaurant und Kulturzentrum Edelweiss Infoplakate studieren und mit Unternehmensvertretern ins Gespräch kommen.
Daniel Jach, 30. April 2025
Ein gigantischer stählener Wurm, der sich durch das Erdreich unter der Stadt Chengdu im Südwesten von China wühlt. Eine schwebende Bahn, die auf einem Viadukt in den grauen Himmel über Sichuan rast. Eine künstliche Intelligenz, die das Wachstum und den Bruch einer Welle im fernen Meer auf dem Computer simuliert. Was hat das mit Deutschlernen zu tun? Wer in Chengdu studiert oder zur Schule geht und an Tiefbohrmaschinen, Magnetschwebebahnen und anderen High-Tech-Produkten mitbauen möchte, für den sind Deutschkenntnisse ein guter Anfang. Diesen Ratschlag gaben Vertreter der Unternehmen Siemens, Herrenknecht und Max Bögl den jungen Besuchern auf dem DAAD JobLab mit nach Hause.
An drei Samstagen im April waren Schülerinnen und Schüler sowie Studierende aus Chengdu ins Edelweiss gekommen, um sich in der gemütlichen Atmosphäre des österreichischen Restaurants und Kulturzentrums über berufliche Möglichkeiten an der Schwelle zwischen China und dem deutschsprachigen Teil von Europa zu informieren. Eingeladen waren auch Unternehmensvertreter aus Chengdu, die von ihren grenzen-überschreitenden Bildungsbiographien, internationalen Karrieren und Einstiegsmöglichkeiten in ihren Unternehmen berichteten.
Das JobLab geht auf eine Initiative der Lektorinnen Katharina Quicker und Katharina Eberle im Jahr 2024 zurück. Die beiden Lektorinnen des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) an Universitäten in Xiamen und Guangdong waren besorgt um die berufliche Zukunft ihrer studentischen Schützlinge. Nach dem Germanistikstudium fehlt vielen Absolventen eine praktische Orientierung und eine Vorstellung davon, was sie mit dem erworbenen Wissen anfangen könnten. Das geht allerdings nicht nur Studierenden der Germanistik so, sondern auch vielen Absolventen anderer Fächer. Quicker und Eberle befragten deshalb Unternehmen und Organisationen in China nach Karrierewegen und beruflichen Perspektiven für Absolventen mit Deutschkenntnissen. Aus den Antworten von rund 20 mittelständischen und Großunternehmen aus China und der DACH-Region entstand eine Wanderausstellung aus Plakaten, die seitdem durch China tourt, begleitet von Vorträgen und Workshops vor Ort.
“Ich denke, das ist wahnsinnig wichtig für die Schüler.” – Lu Tao, Berufsschullehrer aus Chengdu
In Chengdu lauschten am 05. April etwa 60 Schülerinnen und Schüler von örtlichen Gymnasien den Ausführungen von Thomas Krohn und Larissa Turk von Siemens, das ein Zentrum für smarte Produktion und Innovation in Chengdu betreibt. Anschließend informierten Michael Stockmann und Ding Xue vom Generalkonsulat Chengdu die Gymnasiasten über Wege nach Deutschland, zum Studium an Universitäten oder in den dualen Ausbildungsmarkt. Am 19. April berichtete Wang Zinan von ihrem Einstieg als kaufmännische Assistentin bei Max Bögl. Wang, die gerade das Germanistikstudium an der Südwest Jiaotong Universität erfolgreich abgeschlossen hat, teilte ihre Erfahrungen mit etwa 50 jüngeren Kommilitoninnen, die im kommenden Jahr ihr Studium beenden werden. Den Abschluss machte am 26. April Bai Kun von der Firma Herrenknecht. Kun, der Anfang der 2000er Jahre selbst in Deutschland studiert hat, sprach mit viel Enthusiasmus vor rund 30 Berufsschülern und Studierenden über seine Erfahrungen in Deutschland und bei Herrenknecht.
weitermachen, weiterlernen, weiterkommen, es lohnt sich.
“Ich denke, das ist wahnsinnig wichtig für die Schüler”, sagte Lu Tao, Deutschlehrer an einer Berufsschule in der Nähe von Chengdu, der seine Schüler zum JobLab begleitete. Die Vorträge endeten mit begeistertem Applaus, lebhaften Fragerunden und den guten Ratschlägen der erfahrenen Grenzgänger: weitermachen, weiterlernen, weiterkommen, es lohnt sich. Derart angespornt verteilten sich die jungen Besucherinnen und Besucher nach den Vorträgen zwischen den Plakaten der Ausstellung, auf der Suche nach Inspiration für den eigenen Karriereweg.