Märchen

Von Sterntaler bis Star Wars beginnt der Erzähler seine Geschichte mit der Formel Es war einmal und macht damit allen Erwartungen seiner Zuhörer oder Leser an eine „normale“ Textwelt ein Ende.

Die Welt der Märchen ist bevölkert von allem, was die erzählerische Phantasie über Jahrhunderte hervorgebracht hat: von sprechenden Tieren, Hexen und Zauberern, magischen Brunnen und Teufeln. Aber Märchen sind deswegen nicht unrealistisch, ganz im Gegenteil. Sie handeln auch von hart arbeitenden Frauen, von brutalen Herrschern, vom Kampf um Gerechtigkeit und von wahrer Liebe.

Was haben all diese Geschichten gemeinsam? Was macht einen Text zu einem Märchen? In seiner Untersuchung einer Sammlung russischer Volksmärchen hat der sowjetische Sprachwissenschaftler Wladimir Jakowlewitsch Propp (1895-1970) die Morphologie des Märchens an sich herausgearbeitet. Märchen, so sein Ergebnis, bestehen aus einer Reihe bestimmter Funktionen, z.B. dem Aufbruch des Helden aus der Heimat, seiner Prüfung, dem Kampf gegen einen Widersacher, seinem Sieg, seiner Verwandlung und seiner Rückkehr nach Hause. Diese Funktionen sind unabhängig vom genauen Inhalt. Im russischen Märchen ist z.B. der Gegenspieler oft der Bär, im deutschen Märchen hingegen der Teufel.

In meinem Seminar Mustergültig Schreiben in DaF nutzen meine Studierenden die Proppschen Funktionen, um ihre eigenen Märchen zu erfinden. Dabei entstehen prototypische Exemplare der Gattung, Persiflagen und neuartige Erzählungen, die zwischen dem Märchen und verwandten modernen literarischen Gattungen (z.B. der Telenovela oder dem Reiseblog) angesiedelt sind. Hier sind einige abgedruckt. Klicken Sie auf die Titel, um den Märchentext aufzurufen.


Vergiss mein nicht

Von Irene, Helena, Berta, Jonas und Luka (Germanistik, 2. Studienjahr, Technische Universität Ostchinas, Sommer 2021)

Vor langer Zeit lebte einmal ein Zauberer. Er verliebte sich in ein reiches Mädchen. Er machte dem Mädchen einen Heiratsantrag und sagte zu dem Mädchen: „Ich habe viel Geld, wirst du mich heiraten?“ Das Mädchen sagte zu ihm: „Es tut mir leid, ich habe jemanden, den ich mag.“ Da sagte der Zauberer zu dem Mädchen: „Warum? Weil ich nicht gut bin?“ Das Mädchen antwortete: „Nein, weil ich mich in einen liebenswerten Jungen verliebt habe. Er ist sehr arm, aber er ist sehr fleißig.“ Der Zauberer war sehr wütend, als er das hörte. Er war sehr eifersüchtig auf den Jungen. Er suchte und fand den Jungen und verfluchte ihn, so dass der Junge das Mädchen vergaß.

Als das Mädchen ihn besuchen ging, sagte sie zu ihm: „Schatz, sollen wir zusammen spazieren gehen?“ Der Junge sah sie verwirrt an und sagte: „Wer bist du? Kennen wir uns?“ Jetzt merkt das Mädchen, dass der Junge sich selbst nicht mehr erkannte.

Das Mädchen ging sehr traurig fort. Sie ging allein in den Garten, um zu weinen. Als ihre Tränen auf die Blütenblätter fielen, erschien eine schöne Fee vor ihr. Die Fee fragte das Mädchen: „Warum bist du so traurig?“ Das Mädchen weinte und sagte: „Mein Geliebter wurde von einem Zauberer verflucht und er hat mich vergessen.“ Als sie dies hörte, hatte die Fee großes Mitgefühl mit ihr und sagte: „Ich kann dir helfen.“ Nachdem die Fee den Zauberer gefunden hatte, bestrafte sie ihn mit Magie und brach dann den Fluch auf dem Jungen. Der Junge erinnerte sich endlich wieder an das Mädchen. Schließlich heirateten sie beiden und lebten glücklich zusammen bis ans Ende ihrer Tage.

Wer braucht schon Glasschuhe

Von Barbara (Germanistik, 3. Studienjahr, Technische Universität Ostchinas, Sommer 2021)

Vor langer Zeit lebte ein Mädchen namens Aschenputtel in einem kleinen Stadtschloss mit ihrer netten Stiefmutter und ihrer liebevollen Schwester. Eines Tages kam ein hübscher Prinz ins Schloss und lud sie zu einem Ball ein. Aber Aschenputtel schwänzte den Ball und ging stattdessen in eine Pizzeria, um Pizza zu essen. Als sie gerade den Mund öffnen wollte, um hineinzubeißen, sprach die Pizza: „Liebes Aschenputtel, ich bin eigentlich ein hübscher Prinz. Ich wurde von einer bösen Margherita-Pizza verflucht und musste mit ihr die Identität tauschen. Freundliches Mädchen, wirst du mir helfen, wieder ein Prinz zu werden?“

Aschenputtel nickt und fragt: „Wie kann ich das machen?“ Die Pizza sagte: „Du brauchst nur vor dem falschen Prinzen zu pfeifen, nachdem du mich gegessen hast, und schreien: Pizza ist das beste Essen der Welt! Und ich werde meine Identität zurückbekommen.“

Also packte Aschenputtel die Pizza ein, nahm sie mit zum Ball und half ihr, ihre wahre Identität wiederzuerlangen, genau wie sie gesagt hatte. Der Prinz war Aschenputtel so dankbar, dass er versprach, Aschenputtel einen Wunsch zu erfüllen. Aschenputtel bat den Prinzen, sie zur ersten weiblichen Präsidentin der Geschichte zu machen. Sie wollte viele Gesetze einführen, um für die Gleichstellung der Frauen zu kämpfen. Der Prinz erfüllte ihr diesen Wunsch, indem er die konstitutionelle Monarchie abschaffte. Und Aschenputtel lebte glücklich und regierte gerecht. Der Prinz aber eröffnete eine Pizzeria, um leckere Pizzen für die Bürger des Landes zu machen.

Moon Wars

Von Vita, Louisa, Anita und Mia (Germanistik, 2. Studienjahr, Zhengzhou Universität, Sommer 2020)

Es war einmal ein König, der sein Volk knechtete und hohe Steuern von ihm verlangte. Das Leben der Bauern war hart und arm. Das ganze Land war mit der Politik des Königs unzufrieden, aber die Bauern wussten nicht, was sie tun sollten. Eines Nachts saß ein Bauer am Brunnen. Der Mond am Himmel spiegelte sich im Brunnen wieder. Da sprach der Mond ihn plötzlich an: „Du solltest tapfer für deine Grundrechte und ein glückliches Leben kämpfen! Ich werde dir helfen.“

Vom Mond ermutigt, forderte der Bauer andere auf, sich seinem Aufstand anzuschließen. Die Bauernhaufen kämpften mit landwirtschaftlichen Werkzeugen, Haken, Mistgabeln und Schaufeln, gegen die mächtige Armee des Königs, und erlitten schwere Verluste. Gerade als der Kampf zu scheitern drohte, erschien der Mond am hellichten Tag und mit ihm die Sterne am Himmel. Er verzauberte die Werkzeuge in den Händen der Bauern in scharfe Schwerter und die Sterne kamen herab und wurden zu mächtigen Soldaten. Der Mond aber verwandelte sich in eine wunderschöne, schreckliche Kriegerin. Gemeinsam fegten sie den König und seine Armee hinweg.

Später flohen der König und die Königin aus ihrem Land. Der Bauer wurde der neue König und die Mondkriegerin wurde seine Königin. Unter ihrer weisen Herrschaft wurde das Land wohlhabend und die Menschen führten ein glückliches Leben.

Der Teufel im Brunnen

Von Elisa, Bella, Olivia und Hannah (Germanistik, 2. Studienjahr, Zhengzhou Universität, Sommer 2020)

Es war einmal ein kleines, stilles Dorf. In der Mitte des Dorfes war ein Brunnen, in dem ein freundlicher Elf lebte und aus dem alle Bauern Wasser schöpften. Das Leben der Bauern war friedlich und gut. Aber in einer stürmischen Nacht kam der Teufel in das Dorf. Ihm gefiel der Brunnen und er entschied sich dort zu leben. Aber wie den Elfen aus dem Brunnen vertreiben? Da hatte der Teufel eine Idee. Er machte eine Überschwemmung und warnte alle Bauern: „Ich bin der Gott des Brunnens! Falls ihr mich verärgert… Haha, werdet ihr bestimmt getötet. Aber wenn ihr mir Schätze und Opfergaben gebt, verspreche ich euch, alle eure Wünsche zu erfüllen!“ Die Bauern hatten zuerst große Angst. Aber dann gab eine Frau dem Teufel ihren goldenen Ring und bekam sofort ein Kind, wie es ihr Wunsch gewesen war. Da glaubten alle Bauern an den Teufel. Das Dorf wurde immer autokratischer.

Es war eine arme Familie, die nicht glaubte, dass der Teufel ein Gott sei. Und sie waren unwillig, der Unterdrückung des Teufels zu erliegen. Sie wollten gegen den Teufel rebellieren, aber die Dorfbewohner hatten Angst vor dem Teufel, so dass die arme Familie auf sich allein gestellt blieb. Als der Teufel sie fragte, warum sie ihm kein Gold geben wollten, sagten sie mutig: „Wir werden dir aus Gründen der Gerechtigkeit niemals Gold geben und wir werden dich vertreiben.“ Der Teufel wurde sehr wütend und bestrafte und zwang sie, ihm ihr Gold zu übergeben. Aber sie waren entschlossener als der Teufel. Da wurde der Teufel noch wütender und tötete sie.

Der Tod der Eltern machte ihre Kinder traurig und sie beschlossen, sich am Teufel zu rächen. Bruder und Schwester wollten versuchen, ihn im Brunnen zu fangen und zu töten. Unterwegs begegneten sie dem heimatlosen Elfen, den der Teufel aus seinem Brunnen vertrieben hatte. Der Elf half ihnen, den Teufel loszuwerden. Er gab ihnen eine Flasche Medizin, mit der sie im Wasser atmen konnten. Und weil der Teufel Gold so sehr liebte, gab der Elf ihnen auch ein großes Goldstück als Köder.

Dann begaben die Geschwister sich auf den Weg der Rache. Die Schwester band das Goldstück an eine Schnur und senkte es in den Brunnen. Als der Teufel das Goldstück sah und danach greifen wollte, zog die Schwester es wieder heraus. Der Teufel eilte dem Gold nach und sprang aus dem Wasser. In diesem Moment stieß ihm der Bruder ein langes Schwert durch den Rücken. So töteten die Geschwister den Teufel und nahmen die von den Bauern erpressten Schätze zurück. Sie waren die Helden des Dorfes. Ohne den Teufel haben die Bauern hier seitdem ein glückliches Leben geführt.

Wie ein Knabe König wurde

Von Gabi, Katharina, Jupiter, Carla und Darlene (Germanistik, 2. Studienjahr, Zhengzhou Universität, Sommer 2020)

Es war einmal ein Schloss, darin lebten der König und die Königin. Sie hatten eine hübsche Tochter. Als die Königin starb, heiratete der König eine andere Frau. Doch die neue Königin war machtgierig und hatte ein böses Herz.

In dem Wald neben dem Schloss wohnte ein armer Knabe, der aber sehr gutherzig und beliebt war. Als eines Tages die Prinzessin allein in den Wald ging und sich verirrte, begegnete sie dem Knaben. Er verliebte sich auf den ersten Blick in die Prinzessin. Nachdem der Knabe die Prinzessin wieder nach Hause gebracht hatte, vermisste er sie in den nächsten Tagen sehr. Auch die Prinzessin fühlte sich zu dem Knaben hingezogen und so ging sie von nun an häufiger in den Wald, um ihn zu treffen. Ein Diener der Stiefmutter entdeckte die beiden und lief sofort zu seiner Herrin, um ihr die Sache zu verraten. Die Stiefmutter befürchtete, dass sich die Prinzessin mit dem Knabe verheiratete und so ihre Macht in Gefahr brächte. Da kam ihr eine Idee.

Die Stiefmutter befahl dem Knaben, in die Schlacht zu ziehen. Wenn er siegreich aus der Schlacht zurückkehre, dann dürfe er die Prinzessin heiraten. So zog der Knabe in die Schlacht. Im Dschungel geriet er in einen heftigen Kampf. Die feindlichen Truppen wurden von einem Adligen geführt, der ihn erkannte. Er erzählte ihm ein Geheimnis: Der Knabe sei ein uneheliches Kind des Königs. Da glaubte der Knabe zu verstehen und wurde wütend und verzweifelt und sann auf Rache.

Trotz aller Schwierigkeiten auf dem Schlachtfeld war er entschlossen zu gewinnen, um sich zu rächen. Nach seiner Rückkehr ins Schloss wuchs seine Popularität und er gewann die Unterstützung der Bewohner, weil er den Krieg gewonnen hatte. Er verbündete sich mit den ehrlichen Adligen, die dem König treu ergeben waren. Sie fanden die Stiefmutter, die sich mit dem Feind verbündet hatte. Sie nahmen sie gefangen und ließen sie am Ende hinrichten. Der König empfing den Knaben wie einen Sohn. Doch sein leiblicher Sohn war er nicht. Das war nur ein Trick der Stiefmutter und des Feindes gewesen.

Schließlich heiratete der mutige junge Mann die Prinzessin und sie lebten danach glücklich im Schloss.

Von Hase, Drache und Frosch

Von Markus, Adam, Iris, Ida und Doris (Germanistik, 2. Studienjahr, Zhengzhou Universität, Sommer 2020)

Erster Teil

Es war einmal eine kleine Prinzessin, die hatte jeder lieb. Ihr Vater, der Kaiser, regierte das Land weise und gerecht. Doch ihre böse Stiefmutter konnte es nicht ertragen, das Reich mit irgendjemandem zu teilen. In einer kalten Nacht im Winter tötete sie den Kaiser und vertuschte den Mord als einen Unfall. Nachdem der Kaiser aus dem Weg geschafft war, war die Prinzessin an der Reihe.

Zweiter Teil

Aber die Prinzessin entdeckte alles. Vor Angst verließ sie den Palast in der Nacht. Sie lief und lief, bis sie einen Wald erreichte. Der Schnee war so dick, dass die Prinzessin müde wurde. Plötzlich hörte sie Rufe: „Hilfe! Hilfe!“ Da entdeckte sie ein erbärmliches Häschen, das hungrig und in einem Netz gefangen war. Die nette Prinzessin rettete es und teilte ihr Brot mit dem Häschen. „Schönes Mädchen, warum gehen Sie allein in den Wald?“ fragte das Häschen. Nachdem die Prinzessin ihre Geschichte erzählte, sagt das Häschen: „Oh, nettes Mädchen. Ich weiß, wer Ihnen helfen kann.“

Dritter Teil

Da führte das Häschen die Prinzessin zu einem Holzhaus, in dem ein mutiger Junge lebte. Er war nicht reich, aber sehr tapfer und wohlerzogen. Sie stellten sich einander vor. Er fand die Prinzessin sowohl schön und sympathisch als auch innerlich stark. Da begann das Holzhaus plötzlich zu beben. Es war ein Drache, das Haustier der Stiefmutter, gekommen. Der Drache griff das Haus an. Die drei rannten aus dem Haus. Die mutige Prinzessin zog die Aufmerksamkeit des Drachen auf sich und geriet dabei in große Gefahr. Der Junge zog sein Schwert heraus, tötete den Drachen und rettete die Prinzessin. Nach so einem schweren Erlebnis verliebten sie sich ineinander. Unter Sternen und Mond drückte er ihr seine Liebe aus. Die Luft war süß. Aber die Gefahr war noch nicht vorüber. Sie beschlossen, das Komplott der Stiefmutter zu entlarven und sich alles, was der Prinzessin gehören sollte, wiederzuholen.

Vierter Teil

Sie kehrten in den Palast zurück. Nach so vielen Schwierigkeiten hatten sie vor nichts mehr Angst. Alles in dem Palast war der Prinzessin so vertraut. In diesem Moment saß ihre Stiefmutter auf dem Thron und wartete auf sie. „Unerwartet, meine liebe Tochter, dass wir uns wieder treffen. Ich vermisse meinen süßen Drachen. Du schreckliche Drachentöterin!“ Die Stiefmutter schrie in großer Wut. Heimlich hatte die raffinierte Mutter ein vergiftetes Messer unter ihrem Stuhl versteckt. Wer das Gift berührte, verwandelte sich in einen Frosch. Als der Junge und die Prinzessin vor die Stiefmutter traten, holte sie das Messer heraus. Der Junge sah alles und versuchte, das Messer zu ergreifen. Da schnitt das Messer versehentlich in den Finger der Stiefmutter. Woo-ho! Sie wurde sofort ein Frosch. „Quack! Qu-a-ck!“, machte der Frosch und flüchtete durch das Fenster.

Fünfter Teil

Die Prinzessin bestieg wieder ihren Thron. Das ganze Königreich war in doppelter Freude überdie Rückkehr der Prinzessin und den Tod der Stiefmutter. Die Straßen waren mit allen Farben geschmückt und die Menschen tanzten in festlichen Kostümen. Nach einer Hochzeitszeremonie wurde die Prinzessin und der mutige Junge zu Kaiserin und Kaiser gekrönt. Sie hatten das Reich gewonnen und führten ein glückliches Leben! Die Geschichte endet hier. Aber der Kampf zwischen Gut und Böse wird immer weitergehen.

Das Adler-Ehepaar

Von Emma, Liya, Ernst, Ramona und Greta (Germanistik, 2. Studienjahr, Zhengzhou Universität, Sommer 2020)

Es ist nun lange, lange her, und man muss die Geschichte erzählen, bevor sie vergessen wird. Es war in einem sehr schönen Land,das von einem alten König regiert wurde. Der alte König hatte zwei wunderschöne und freundliche Töchter, Prinzessin Liya und Ramona. Der alte König liebte seine Töchter sehr, so dass er seine Töchter alle besten Dinge der Welt geben wollte, einschließlich eines ausgezeichneten Ehemannes. Deshalb wollte der König seine kleine Tochter Ramona mit Noah, einem mutigen und talentierten Adeligen, verheiraten. Aber Noah war arrogant und seine Ehrgeiz war zu groß. Er wollte König werden. So war er sehr glücklich darüber, Ramona zu heiraten. Aber Ramona war eine selbständige Frau und sehnte sich nach Freiheit. Und sie liebte ihn nicht.

Eines Tages schlich sie sich aus dem Schloss, um sich zu entspannen. Da traf sie auf der Messe einen schönen Jungen namens Ernst. Ernst wurde als Kind von seinen Eltern verlassen und wuchs nur mit Emma auf, die ein großer Adler war. Obwohl er arm war, war sein Herz so rein wie ein ungeschliffener Rohdiamant. Ernst wusste nicht, dass Ramona eine Prinzessin war. Jedoch war er von ihrer Freundlichkeit und Schönheit angezogen. Er brachte sie auf den Markt. Sie gingen zusammen an den Fluss zum Fischen und saßen zusammen auf dem Rücken des Adlers und schauten auf die ganze Stadt herunter. Die Zeit verging schnell wie im Fluge. Es war bereits dunkel und Ramona musste gehen. Die Prinzessin sagte zu Ernst: „Heute hatte ich eine wunderbare Zeit! Vielen Dank! Nun muss ich aber leider gehen!“ Obwohl Ernst sehr traurig war, wusste er, dass eine so schöne und edle Frau niemals einem armen Mann wie ihm gehören würde. Deshalb sagte er nur: „Auf Wiedersehen!“

Nachdem die Prinzessin Ramona in den Palast zurückgekehrt war, kündigte der König sofort die Hochzeit der Prinzessin Ramona und Noahs im ganzen Land an. Eines Tages stolperte Ernst auf der Straße über Ramonas und Noahs Porträt. Er erkannte, dass das Mädchen, das er getroffen hatte, eine Prinzessin war. Und er wusste auch, dass Noah kein guter Mann war. Also musste er einen Weg finden, diese Hochzeit zu stoppen.

Mit jedem Tag kam die Hochzeit näher, aber die Prinzessin wurde immer trauriger, weil sie Ernst sehr vermisste. Prinzessin Liya sah die schlechte Laune ihrer Schwester. Ramona erzählte ihrer Schwester alles. Liya sagte zu ihr: „Liebe Schwester! Du solltest nach deiner Liebe streben. Ich werde dir helfen! Keine Sorge!“ Da ersannen die Schwestern einen Plan. Aber Ramona sah schwarz. Deswegen versuchten Liya und Ramona, ihren Vater gemeinsam zu überzeugen. Doch es gelang ihnen nicht.

Bald kam die Hochzeit. Zwischenzeitlich hatte Noah Ramona und den König immer häufiger besucht. Er tat so, als sei er sehr bescheiden und treu. Schlimmer noch war, dass Noah auch Ernst erkannt hatte. Er wusste von der Liebe zwischen Ramona und Ernst. Da sagte er zu dem König, dass er Ramona sehr liebe und dass er sie früher als geplant heiraten wolle. Außerdem könne er ein hübsches Schloss für die Prinzessin bauen. Aus Freude war der König schnell einverstanden. Als Ramona das erfuhr, wurde sie noch trauriger. Liya sprach mit Ernst. Schließlich entschieden die drei, dass Ernst Ramona mit seinem Adler wegbringen sollte.

Die Hochzeit war großartig. Alle Bewohner der Stadt kamen, um das neue Ehepaar zu sehen. Aber sie wussten nicht, dass die Prinzessin schon getauscht war. Ramona trug Liyas Kleider und Liya trug Ramonas Brautkleid und hielt ihr Gesicht hinter einem weißen Schleier verborgen. Während der Hochzeit kam Ernst mit dem Adler geflogen und flog mit Ramona davon. Die Hochzeitsgäste waren überrascht. Dagegen war der König ärgerlich, weil er glaubte, Liya sei von einem Dämon entführt worden. Noah lachte, doch als er kurz darauf Liyas Gesicht hinter dem Schleier erblickte, verging ihm das Lachen.

Ernst und Ramona wollten zu einem Ort gehen, den der König ewig nicht finden würde, und dort für immer zusammen leben. Sie entschieden sich, nach Westen zu gehen, wo die Landesgrenze liegt. Aber der König wollte sie nicht entkommen lassen. Er sandte tausend Soldaten, um die beide zu ergreifen. Er erteilte auch den Befehl, auf jeden Fall und auf irgendeine Weise die Prinzessin zu ihm zurückzubringen. Ramona und Ernst machten sich eilends auf den Weg und reisten Tag und Nacht.

Sie hatten schon zwei Tage nicht geschlafen. Und sie waren sehr ausgezehrt. Die Landesgrenze war jetzt weniger als hundert Meile entfernt. Sie glaubten, dass die Soldaten sie nicht einholen konnten. Und es war schon tiefe Nacht. Deshalb entschieden sie sich, in einem Hotel Rast zu machen und dort zu beraten. Sie betraten in ein altes Hotel und nahmen sich ein Zimmer. Aber sie wussten nicht, dass der Besitzer sie sofort erkannt hatte. Und er schickte die Nachricht sofort an die lokalen Behörden.

Aber Ernst und Ramona wussten nicht, dass die Gefahr sich so schnell näherte, und als sie am nächsten Morgen das Hotel verließen, waren sie von der Armee eingekesselt. Sie kletterten auf Emmas Rücken und flohen. Plötzlich wurde Ramona von einem Pfeil getroffen. Oh weh! Es begann plötzlich zu regnen und sie flohen in eine Höhle, um sich vor dem Regen zu schützen. Sie hatten nicht genug zu essen. Außerdem litt Ramona an der schweren Pfeilwunde. Sie duckte sich in eine Ecke und zitterte. Ernst machte sich deswegen große Sorgen. Er entzündete ein Feuer und betreute sie sorgfältig. Die Wunde verschlechterte sich schnell, weil der schmutzige Regen auf die Wunde gefallen war. Am nächsten Morgen lag sie immer noch da und fiel ins Koma. Ernst bekam große Angst. Er umarmte sie und rief leise: „Wach auf, Schätzchen! Keine Angst. Jetzt besuchen wir den Arzt…“

Sie flogen in die Stadt auf der Suche nach einem Zauberer „Gott, Doktor, bitte retten Sie meine Geliebte.“ Der Arzt schaute auf ihre Verletzung und seufzte bedauernd. Zu dieser Zeit war Ramona schon wie tot. Ernst weinte ängstlich, doch der Arzt hatte eine gute Idee „Auf der Spitze des schneebedeckten Berges, der 5000 Kilometer von der Burg entfernt liegt, wachsen berühmte Heilkräuter. Sie können alle Krankheiten behandeln und alle Wunden heilen. Aber, Junge, du musst sehr vorsichtig sein! Das Wetter auf dem Gipfel des Schneeberges ist launisch und gefährlich. Du musst aufpassen, dass du nicht fällst…“ Ernst ritt den Adler Emma zum Schneeberg, doch der Adler konnte wegen des fliegenden Schnees den Gipfel nicht erreichen. Ernst konnte den Schneeberg nur zu Fuß hinaufklettern. Schließlich fand er im kalten Schneesturm endlich die Kräuter und eilte zurück.

Ramona nahm die Kräutermedizin und erholte sich schnell. Die beide umarmten sich aufgeregt. Alles wurde dem König von den Soldaten gemeldet. Als der König den Bericht hörte, fand er, dass de Junge sehr mutig und verlässlich gehandelt hatte, und schämte sich: „Warum musste ich meine Tochter zwingen, jemand anderen zu heiraten? Sie hat ihr Glück gefunden. Ich bin sehr erfreut und getröstet…“ Da kehrten die beiden heimlich zurück. Obwohl sie wie arme Bauer gekleidet waren, sah die Prinzessin sehr hübsch aus. Sie näherten sich dem Schloss. Die Wachen wollten sie nicht hereinlassen, aber Liya erkannte ihre Schwester sofort und weinte vor Freude. Sie rief sofort König und Königin.

Am Abend feierten Ramona und Ernst Hochzeit. Als sie auf die Bühne traten, brach gerade die Nacht herein. Das goldene Licht des Mondes und der Sterne fiel auf ihre Kleidung, als sie sich ewige Liebe schworen. Emma flog über ihnen.

Wie ein Waisenkind erst ein Frosch und dann ein König wurde

Von Kiana, Felix, Lena, Helga und Treling (Germanistik, 2. Studienjahr, Zhengzhou Universität, Sommer 2020)

Es ist nun lange lange her, da lebte eine arme Waise, ganz allein. Sein Name war Adamaskus. Obwohl das Leben hart war, war er fleißig und freundlich. Er half oft seinen alten Nachbarn, Wasser zu holen und Holz zu hacken. Er ging auch oft in die Berge zur Jagd. Er war sehr gesund und stark. Mit 18 Jahren war er zu einem großen Burschen herangewachsen, hübsch und ohne Tadel. Eines Tages betrat er die Stadt und sah die Ankündigung eines Kampfkunstturniers; zufällig war auch die Prinzessin da, um das Spiel zu sehen.

Als die schöne Prinzessin den tapferen und hübschen Adamuskus sah, verliebte sie sich in ihn. Aber ein mächtiger Adliger bewunderte die Prinzessin sehr und als er erfuhr, dass die Prinzessin den heldenhaften Adamuskus mochte, wurde er sehr eifersüchtig. Und er versuchte, Hindernisse im Kampfsportwettbewerb schaffen, so dass Adamuskus das Spiel verlieren würde. Aber Adamuskus war so klug und mutig, dass er den Hindernissen aus dem Weg ging und schließlich Erfolg hatte. Der hübsche Adamuskus verliebte sich auch in die Prinzessin, nachdem er die sie getroffen hatte. Adamuskus und die Prinzessin waren verliebt und sie lebten glücklich. Aber der Adelige wurde immer eifersüchtiger, er fand eine magische Hexe, die Adamuskus einen hässlichen Frosch verwandelte.

Die Prinzessin und der alte König wurden gefangen. Die königliche Wache wurde von der Hexe in Schach gehalten. Adamuskus floh möglichst schnell aus der Burg und versteckte sich in einem Brunnen in einem Dorf. Der Adelige verbreitete Lügen in der Öffentlichkeit, um den Thron zu usurpieren und Adamuskus zu töten. Deshalb wussten alle Bürger, dass der König ein Frosch war. „Achten Sie bitte besonders darauf, der Frosch hat ein paar goldene Augen! Wir müssen den Teufel töten, sonst wird er uns verdammen!“ sagte der Adelige. Nachdem er sich einen Tag lang versteckt hatte, sprang Adamuskus aus dem Brunnen. Aber die Einwohner im Haus sahen und verscheuchten den Frosch. Der erbärmliche Frosch wurde auf die Straße gescheucht. Die Menschen achteten auf den besonderen Frosch und prügelte ihn mit Besen und Schaufeln. Als Adamuskus getötet werden sollte, erschien ein alter Mann, dem er einst half. Der alte Mann rettete ihm das Leben und Adamuskus erzählte ihm seine Erlebnisse. Der Alte lehrte ihn eine Methode, sich von dem Fluch zu befreien: Es gab ein Flussgott am Osten, der konnte Adamuskus zurück in einen Menschen verwandeln.

Er ging zu dem See, um den Gott zu suchen. Der Gott gab ihm eine mysthische Medizin. Adamuskus trank sie und verwandelte sich in einen Leibgardisten des Adeligen. Geschickt gewann er allmählich sein Vertrauen. Der Adelige war brutal und das Volk klagte über seine Herrschaft. Eines Nachts führte er eine Truppe zur Burg und brach die Burg des Adeligen ein. Er verwandelte sich und wurde wieder Adamuskus. In diesem Moment wusste jedermann, dass er wirklich ein ehrwürdiger König sein würde.

Nach all den Strapazen wurde er schließlich König und heiratete sein Lieblingsmädchen. Er wurde ein guter König. Er liebte sein Volk und verfolgte einige gute Strategien, um das Land zu entwickeln. Schlechte Adelige wurden bestraft. Sie wurden von ihren Posten entfernt und an trostlose Orte versetzt. Das Leben des neuen Königs war sehr glücklich.

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